Unter den Eisberg tauchen

Touristiker·innen, die mit mir zusammenarbeiten, zeichnen sich dadurch aus, als dass sie innerhalb ihrer Organisation willentlich etwas zum Besseren verändern möchten. Sie machen Ressourcen frei und starten knallgrüne Module und Sprints mit Neugierde, Dialogbereitschaft und Offenheit, halten Spannungen und Dilemmas aus und beginnen in Alternativen zu denken und zu handeln. Und freuen sich zu gegebener Zeit über ihre ersten Erfolge. Das ist wunderbar, aber nicht die Norm.

Der Großteil der touristisch Agierenden ist nach wie vor ausschließlich im Kosmos seiner Kund·innen und deren Ertragsspiralen gefangen. Zu Beginn der Corona-Krise zeigten sich in einigen Destinationen auf Anbieter- wie auch auf Gästeseite unschöne Bilder, die m. E. n. nur ein Ausdruck grober Vernachlässigungen der Vergangenheit darstellen. Wie ein Eisberg, dessen Spitze aus dem Wasser ragt. Das wesentliche Ausmaß bleibt uns verborgen, außer wir trauen uns tiefer zu tauchen. Und so manche·r Touristiker·in braucht vertikale Tauchgänge, um an die Wurzel des Not-Wendigen zu gelangen und um zu erkennen, wohin die Reise heute und morgen gehen sollte.

Und genau diesen Tauchgang empfiehlt der deutsche Aktionsforscher C. Otto Scharmer, der mittels der erfolgreichen Theorie U eine Lernkurve entwickelt hat, die Entscheider- und Manager·innen darin anleiten, ihre Organisationen an die künftigen ökologischen und sozialen Herausforderungen anzupassen.

„Theorie U lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den blinden Fleck von Führung und Organisation: auf die innere Qualität“, d.h. auf die Quellen aus denen sowohl unser individuelles als auch unser kollektives Handeln hervorgeht.“

C. Otto Scharmer

Wie funktioniert Theorie U?

  1. Download

    Im ersten Schritt geht es darum seinen blinden Fleck zu finden. Jenen inneren Ort, C. Otto Scharmer nennt ihn auch die Quelle. Um sie zu finden, braucht es ein Hinsehen, Hinspüren und ein Loslassen. Das ist der Weg entlang des linken U-Schenkels; der sogenannten Download, der in Etappen durchlaufen in zunehmend tiefere Erkenntnisräume führt.

    Ein Bild der U-Theorie

  2. Presencing (Anwesend sein)

    Nun haben wir den blinden Fleck gefunden. Wir wissen woher, aus welcher Quelle, unser handeln, kommunizieren, wahrnehmen oder denken entspringt. Erst aus dieser Quelle heraus können wir Zukunftsmöglichkeiten entstehen lassen, die nicht auf vergangenen Lehren und Erfahrungen aufbauen.

  3. Performing (Hervorbringen)

    Auf dem Weg hinauf, entlang des rechten U Schenkels, verbinden sich Intention und Vision und führen ins Hervorbringen – in die Erprobung konkreter Prototypen. Die Schwelle des Verkörperns beschreibt das Neue, dass mittels Handlungen, Infrastrukturen und Praxis seine neue Form verkörpert.

Lese-Empfehlung

Grundprinzipien und Anwendungen der Theorie U ermöglichen Entscheider·innen und Geschäftsführer·innen aus der Tourismus-Branche, sich mit den Zukunftsmöglichkeiten zu verbinden und die Fähigkeit zu stärken, diese Möglichkeiten zu realisieren. Das erste Kapitel „Der Blinde Fleck“ gibt’s kostenlos zum Download.

Essentials der Theorie U
C. Otto Scharmer
ISBN-978-3-8497-0274-8
ISBN-ePUB: 978-3-8497-8182-8

Foto: unsplashed.com